Hurenkind und Schusterjunge

Selten, aber doch immer wieder mal kommt aus dem Anwenderkreis der AVA-Software California.pro von G&W eine Frage, was denn wohl Hurenkind und Schusterjunge bei den Absatzeinstellungen eines Textes zu suchen haben.

Für alle, die mit Typographie nichts am Hut haben, hier die Auflösung des Rätsels.

Von einem Schusterjungen oder einem Hurenkind spricht man in der Typographie, wenn im Schriftsatz eine einzelne Zeile eines Absatzes durch einen Seitenwechsel abgetrennt ist.

Als Hurenkind wird die letzte Zeile eines Absatzes bezeichnet, wenn sie zugleich die erste einer neuen Spalte oder Seite ist. Hurenkinder gelten in der Typografie als schwere handwerkliche Fehler, da sie die Ästhetik des Satzspiegels besonders stark beeinträchtigen.

Der Duden definiert Hurenkind so: [einen Absatz abschließende] Einzelzeile am Anfang einer neuen Seite oder Spalte (die drucktechnisch vermieden werden soll)

Als Schusterjunge bezeichnet man eine allein am Ende der Seite oder Spalte stehende Zeile, die entsteht, wenn eine Seite oder Spalte nach der ersten Zeile eines neuen Absatzes umbrochen wird. Der Schusterjunge gilt gegenüber dem Hurenkind als weniger gravierender Fehler und fällt besonders dann auf, wenn Absätze mit Einzug gesetzt werden.

Fachbegriffe und politische Korrektheit

Auch wenn die Begriffe heute noch absolut üblich sind im Bereich des Textsatzes, sind sie wohl nicht unbedingt politisch korrekt. Daher werden inzwischen andere Bezeichnungen synonym verwendet: So wird der Schusterjunge auch Waisenkind genannt, das Hurenkind gelegentlich auch Hundesohn oder auch Witwe (was sich aber nicht durchgesetzt hat).

Eine heute von Layoutprogrammen und Textverarbeitungen häufig verwendete Bezeichnung für das Hurenkind- und Schusterjungenproblem ist Absatzkontrolle.

Wenn ihr mehr dazu wissen wollt, findet ihr Informationen und weiterführende Links bei Wikipedia.